Heute war ein sehr seltsamer Tag für mich.
Vorher muss ich aber etwas ausholen.
Meine Frau hat bei Radio Vest (lokaler Radiosender aus Recklinghausen) an einem Gewinnspiel teilgenommen.
Zu gewinnen war eine Fahrt auf dem Wagen des Karnevalsverein Altstadtblüten aus Recklinghausen, während des Rosenmontagsumzugs in Recklinghausen.
Ich selbst bin eher mäßig begeistert von Karneval, meine Frau als gebürtige Kölnerin, liebt die fünfte Jahreszeit.
Sie hat tatsächlich das Gewinnspiel gewonnen und so kam es dazu, dass wir (meine Frau, unsere Tochter und ich) am Rosenmontag nicht am Straßenrand standen, sondern auf dem Wagen waren.
Wir wurden super freundlich begrüßt und von Anfang an eingebunden, als wären wir schon lange ein Teil des Karnevalsverein, es war unglaublich.
Als wir ungefähr fünf Minuten unterwegs waren, war ich auf einmal völlig verwirrt, denn es war etwas passiert.
Seit Tagen hatte ich Angst vor dem Rosenmontagsumzug, habe sogar überlegt nicht teilzunehmen, aber meine Frau und meine Tochter wollte ich auch nicht enttäuschen.
Naja gut, irgendwie wollte ich diese einmalige Gelegenheit auch nicht verpassen, es war ein hin und her in mir.
Am Morgen habe ich meine Tabletten genommen, wie jeden Tag, nur das ich mir direkt noch 800 Ibuprofen und 500 Paracetamol gegönnt habe, damit mein Rücken halbwegs mitmacht.
Vor Ort habe ich einen Klopfer in die Hand gedrückt bekommen, diesen habe ich mir erstmal schmecken lassen, obwohl ich so früh am Tag eigentlich nie Alkohol trinke.

So, zurück zu dem Punkt, der circa fünf Minuten nach Beginn der Fahrt war.
Ich weiß nicht woran es lag, aber auf einmal war meine Angst deutlich weniger, meine eher schlechte und traurige Stimmung war auch besser zu ertragen.
Es mag bestimmt an der Mischung aus zwei verschiedenen Antidepressiva, Alkohol (am Ende waren es vier Bier und vier Klopfer), geiler Musik, glücklichen Menschen (besonders glückliche Kinderaugen) und die Anwesenheit meiner Frau und Tochter gelegen haben, aber ich hatte auf einmal Freude.
Ich meine nicht kurzfristige Freude, wie sie immer mal wieder vorkommt, sondern eine Freude die ich lange nicht mehr gespürt habe.
Auf einmal habe ich angefangen mich darüber zu freuen, wie die Kinder strahlten, „nur“ weil ich ihnen Süßigkeiten zugeworfen und gewunken habe.
Dazu kam dieser Anblick, wenn man auf dem Wagen steht/sitzt und nach hinten schaut. Wow!
So viele Menschen, sie tanzen, lachen, singen und feiern gemeinsam und dabei kennen die sich kaum oder garnicht.
Diese komplette Reizüberflutung und die Mischung aus allem, was ich bereits genannt habe, hat mir Heute einen unglaublichen Tag erlaubt.
Bis zum Abend konnte ich davon zehren, doch dann kam so langsam dieser Zustand zurück, der für mich leider Normalität geworden ist.
Aber hey, ich hatte endlich mal wieder einen Tag, den ich so schnell nicht wieder vergessen werde.
Es gibt immer mal einen Tag an dem es recht erträglich ist und ich etwas Selbstständigkeit und Selbstvertrauen gewinne, aber so einen Tag wie Heute, den erlebe ich so bald nicht wieder.
Ich bin überglücklich diesen Tag erlebt zu haben und so unfassbar dankbar dafür, dass meine Frau und meine Tochter dabei waren.
Es war so schön meine kleine Familie so glücklich zu sehen, denn normalerweise bin ich die unfreiwillige Spaßbremse, die alleine Zuhause bleibt.
Meine Gefühlslage des heutigen Tages in Worte zu fassen ist unmöglich, ich weine beim Schreiben vor Freude, Traurigkeit und Verzweiflung, die verdammten Schmerzen sind auch wieder da.
Wahnsinn, ich freue mich über einen super Tag und weine dabei voller Trauer, Angst, Verzweiflung.
Depressionen…. meine private Hölle.
Passt auf Euch auf und bleibt gesund!
Malte